Grussbotschaft aus Berlin

Liebe Freundinnen und Freunde,

wir, vom „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“, grüßen euch und senden euch solidarische, feministische Grüße nach Bern! Auch wir sind heute, an diesem 17. September 2016, wie Ihr auf der Straße – wir starten sogar zeitgleich mit Euch! Um 13:30 Uhr geht es bei uns am Brandenburger Tor los. Denn heute ist es auch bei uns wieder soweit – christliche Fundamentalist*innen marschieren Seite an Seite mit Leuten der „Neuen Rechten“ in Berlin auf.

Sie sind gegen Frauen*rechte, sie sind gegen sexuelle Vielfalt. Für sie existieren nur traditionell-konservative Rollen- und Familienbilder. Sie wollen die patriarchale Gesellschafts- und Geschlechterordnung beibehalten oder wiederherstellen. Ihr Schweigemarsch will aber vor allem die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen* angreifen. Letztes Jahr waren es schon an die 5000 selbst ernannte „Lebensschützer*innen“, die hier in Berlin unterwegs waren.

Für uns ist klar, was die „Lebensschützer*innen“ vertreten, ist gegen die Freiheit aller Menschen gerichtet. Wir müssen ihnen etwas entgegensetzen, wir müssen für sexuelle Selbstbestimmung und Freiheit kämpfen! Also lasst uns heute feministische Kämpfe verbinden! Lasst uns gemeinsam gegen die Fundis und gegen rechte Hetze auf die Straße gehen! Lasst uns laut sein, gegen ihr Schweigen!

Wir haben auch dieses Jahr wieder breit mobilisiert. Unsere Demo steht unter dem Motto: „Mein Körper, meine Verantwortung, meine Entscheidung. Leben und lieben ohne Bevormundung“

Hier in Deutschland haben wir – wie in anderen europäischen Ländern auch – aktuell das Problem, dass sich rechtskonservative und rechtsradikale, menschenfeindliche Einstellungen verbreiten oder deutlicher zu Tage treten. In unserer Parteienlandschaft ist mit der AfD, der so genannten Alternative für Deutschland, eine Partei auf den Plan getreten, die ein Sammelbecken für rechtskonservative und rechtsradikale Leute ist.

Mit den Wahlerfolgen der AfD haben die konservativen Forderungen für ein traditionelles, heteronormatives Familienbild und  gegen alternative Lebensentwürfe nun auch noch parlamentarisch an Einfluss gewonnen. Morgen wird bei uns in Berlin ein neues Abgeordnetenhaus gewählt und auch bei uns droht die AfD ins Parlament einzuziehen.

Die selbsternannte „Lebensschutzbewegung“ verspricht sich davon, einen weiteren Auftrieb zu erhalten. Im Mittelpunkt ihrer Forderungen steht die vollständige Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Sie reden vom „Babycaust“ und behaupten, sie agierten gewaltfrei und schützen „ungeborenes Leben“.

In der Realität schüchtern ihre Anhänger Hilfesuchende vor Beratungsstellen und Arztpraxen ein und bedrohen Kliniken und Ärzt*innen, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen.

Europaweit können wir seit Jahren beobachten, wie die selbsternannte „Lebensschutzbewegung“ von den Siegen rechtskonservativer, rechtspopulistischer und rechtsradikaler Parteien massiv profitiert.

Die Angriffe auf das Recht von Frauen auf eine selbstbestimmte Schwangerschaft werden stärker und die heterosexuelle Familienideologie wird wieder vehementer propagiert. Gleichzeitig wird gegen geschlechtliche Vielfalt und die Homo-Ehe gehetzt.

Als Antifaschist*innen und Feminist*innen ist es unsere Aufgabe, diese Entwicklungen zu bekämpfen und ihnen den Nährboden zu entziehen.

In diesem Sinne schicken wir euch solidarische Grüße zu eurer Kundgebung nach Bern und hoffen, dass Ihr demonstrieren und die „Lebensschützer*innen“ blockieren könnt! Lasst uns die „Lebensschutzbewegung“ und die Neue Rechte, wo auch immer sie auftritt gemeinsam bekämpfen! Lasst uns unsere feministischen Kämpfe verbinden! Denn sexuelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht!